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Blumenzwiebeln, Rhizompflanzen und Knollen gehören einfach in einen Garten. Durch ihre Speicherorgane sind sie ganz besondere Pflanzen mit einer enormen Wuchs- und Blütenpracht. Im Folgenden bezeichnen wir die gesamte Gruppe der Einfachheit halber als Blumenzwiebeln – der Fachbegriff für die Gruppe lautet „Geophyten“.
Ein Frühjahrsfest
Ihr Blühschwerpunkt liegt im Frühjahr – was sehr praktisch ist, denn dann sind die Stauden noch im Winterschlaf beziehungsweise erwachen gerade daraus. So hast Du ab Januar lebendige Beete und – wenn Du es richtig machst - ein Blütenmeer. Und diese Pflänzchen stören nicht einmal: Nach der Blüte ziehen sie ein und machen willig den großen Stauden im Beet Platz. So ist ein Lerchensporn meist schon im Mai wie vom Boden verschluckt, um im März darauf wieder munter seine hübschen Spornblüten in die Frühjahrssonne zu strecken.
Auch in Deinem Garten kannst Du natürliche Pflanzbilder schaffen – auch mit einheimischen Zwiebeln. An vielen Stellen in der Natur kann man wilde Blumenzwiebeln finden – leider nicht mehr sehr viele. Wir haben ihren Lebensraum weitestgehend zerstört. Hierzulande blühen zum Beispiel an den Steilhängen der Schwäbischen Alb im Februar ganze Flächen voll mit Märzenbechern. Im Wald oder am Waldrand wachsen an vielen Stellen Flächen voll mit Buschwindröschen (Anemone nemorosa), Blausternchen (Scilla bifolia), Lerchensporne (Corydalis cava) und Bärlauch (Allium ursinum). In der Eifel gibt es Wiesen voll mit Wildnarzissen (Narcissus pseudonarcissus) und in vielen Weinbergen wird es im April leuchtend blau, wenn die Traubenhyazinthen (Muscari) in voller Blüte stehen. Selbst Wildtulpen findet man dort – die einzige einheimische Weinbergtulpe (Tulipa sylvestris).
Saisonstart als Blütenteppich: Schneeglöckchen (Galanthus nivalis), Winterlinge (Eranthis) und der Elfenkrokus (Crocus tommasinianus)
Wie gestalte ich mit Blumenzwiebeln naturnah?
Es gibt also genug zu sehen für schöne Ausflüge in die Welt der Blumenzwiebeln. Was Du Dir hiervon abschauen kannst ist, wo und wie sie wachsen. Sie benötigen einfach nur den passenden Boden und die passenden Lichtverhältnisse – und schwupps sind sie nicht zu bremsen. Diese Verhältnisse sind bei Blumenzwiebeln umso wichtiger, da sie nicht lange über der Erde zu sehen sind. In dieser kurzen Zeit müssen sie alle Nährstoffe für die Blüte im Folgejahr einlagern. Und dann schlummern sie in der heißesten Zeit des Jahres und über den Winter still im Boden.
Was Du Dir noch abschauen kannst: Wie wachsen sie? Bilden sie dichte, aber kleine Gruppen oder wachsen sie in großen Flächen? Das kannst Du im Garten nach-inszenieren und so sehen Deine Pflanzungen immer natürlich und wie selbstverständlich aus.
Narcissus pseudonarcissus am Wildstandort
Wieviele Blumenzwiebeln soll ich pflanzen?
Eine Tulpe hier, eine da – das sieht staksig aus und macht nichts her. Das geht ganz einfach besser. Erste Faustregel: In Massen statt in Maßen.
Abgeleitet vom Naturstandort unterscheiden wir verschiedene Blumenzwiebeln. Die einen wirken als großer Teppich – wie beispielsweise Krokusse oder Scilla siberica. Hier sind 200 schonmal besser als 20, aber auch nur ein Anfang. Diese kannst Du in großen Gruppen verteilen, sie wachsen dann schon zu einem Rasen zusammen.
Dann gibt es Blumenzwiebeln, die schön in kleinen Grüppchen wirken, weil ihr Laub attraktiv überhängend steht. Dazu gehören zum Beispiel Schneeglöckchen und Narzissen. Wirf hier je nach Zwiebelgröße 5-10 nebeneinander in ein Pflanzloch.
Dann gibt es die großen Solitäre, wie große Allium, Kaiserkronen (Fritillaria imperialis) oder Eremurus, die Steppenkerze. Sie wirken als Solitäre, maximal in kleinen Gruppen. In keinem Fall solltest Du sie gleichmäßig über die Pflanzfläche verteilen, dann sieht es aus wie gewollt und nicht gekonnt. Pflanzprofis mischen sie in einem Korb und werfen sie dann einfach auf den Boden. Wo sieh hinfallen, werden sie eingegraben. Das garantiert eine natürlich wirkende Verteilung. Bei den Rhizompflanzen geht das Werfen nicht, sie solltest Du dazwischen unregelmäßig verteilen.
Als Wiese: Tulpen und Narzissen im Ebert-Park in Ludwigshafen
Blumenzwiebeln über das Jahr hinweg
Die Tabelle enthält nur eine Übersicht über die wichtigsten Geophyten und ist bei weitem nicht vollständig!
Januar bis Anfang März
Schneeglöckchen (Galanthus)
Weiß, es gibt viele Galanthus-Arten und Sorten mit langer Blütezeit
I – III
Winterlinge (Eranthis)
Gelb, bildet rasch große Bestände
II
Elfenkrokus (Crocus tommasinianus)
Violett, aber auch weiß und rosa
Zierlich, bildet schnell große Flächen
II-III
Frühlingsalpenveilchen (Cyclamen coum)
weiß und rosa, tolles Laub, eher langsam wachsend
II-III
Märzenbecher (Leucojum vernum)
Weiß, hat es gerne sommertrocken, sonst feucht
II-III
März bis April
Krokusse
Unendlich viele Arten und Sorten, Blühspektrum weiß – gelb – violett
Robust: C. etruscus „Zwanenburg“,
III-IV
Blausterne (Scilla), Puschkinia und Chionodoxa
Meist blau. S. bifolia ist einheimisch, S. siberica sehr wüchsig
II-III
Lerchensporn Corydalis cava und solida)
Einheimisch, Blüte von rot bis verschiedene violett-Schattierungen, schönes Laub
III-IV
Buschwindröschen (Anemone nemorosa)
Einheimisch, weiß, schönes Laub, bildet hübsche Teppiche
IV
Traubenhyazinthen (Muscari)
Blau, breiten sich gerne aus, zuverlässig. Viele Sorten
III-V
Bärlauch (Allium ursinum)
Einheimisch, wuchert gerne, lecker essbar bis zur Blüte
IV
Narzissen
Viele Sorten in weiß und gelb. Früh blühen z.B: „Tête à Tête“ oder „Toto“,
III-V
Wildtulpen, frühe Tulpen
Früh blühen kaufmannis-Sorten, Apeldoorn-Sorten ind Wildtulpen wie Tulipa humilis, polychroma und praestans
Im Halbschatten: Lilium martagon „Terrace City“
Mai bis Juni
Tulpen
Hauptblütezeit – es gibt viele Sorten und Arten in allen Farben (außer blau) und Formen (geflammt, gefüllt, spite Blütenblätter, niedrig, hoch…)
IV-VI
Dichternarzisse (Narcissus poeticus)
Die späteste Narzisse, hat es gerne feucht
V
Hasenglöckchen (Hyacinthoides)
Blau (mittlerweile gibt es auch rosa), Blütenmasse für den Halbschatten
V
Zierlauch (Allium)
Hier gibt es eine unendliche Auswahl für verschiedenste Bodenansprüche und in Höhen von 15 cm bis 2,50m.
Die mit den nicht ganz so großen und perfekten Kugeln wachsen meist zuverlässiger
V-VII
Präriekerze (Camassia)
Blaue (auch weiße), hohe Kerzen, gerne feuchter Boden
V-VI
Ornithogalum (Milchstern)
Weiße Blüten, als Dolde oder als Kerze, zart und schön
V-VI
Lilien (Lilium martagon)
Feuchtigkeitsliebende einheimische bzw aus den einheimischen gekreuzte Lilien. Hübsch nach oben gebogene Blütenblätter
V
Spätsommer-Aspekt: Windmühlen-Dahlie (Dahlia Honka) mit Rudbeckia und Diamatgras (Calamagrostis brachytricha)
Sommer und Herbst
Lilien O.T.
Robuste Hybriden, spät blühende Lilien
VIII-IX
Montbretien (Crocosmia)
Rot bis orangegelb, schönes schwertförmiges Laub
VII-VIII
Berglauch (Allium senescens)
Rosa-pink, hat lange schönes Laub, wichtiger Insektenmagnet
VII-VIII
Dahlien
Nicht immer winterhart, großes Formen- und Farbspektum (außer blau)
VIII-X
Herbstalpenveilchen (Cyclamen hederifolium)
Rosa bis weiß, das Laub hat tolle Zeichnungen und ist ein wertvoller Bodendecker unter Gehölzen
VIII-IX
Herbstzeitlose (Colchicum)
Rosa bis weiß, Blüte ohne Laub, dieses treibt im Frühjahr
VIII-X
Welche Tulpen sind robust?
Viele Tulpen sind nur auf den einjährigen Effekt ausgelegt, im kommenden Jahr sind sie verschwunden. Was für eine Enttäuschung! Wer sich diese ersparen will, greift zu robusten Arten und Sorten, die jahrzehntelang gut gedeihen und sich gut vermehren. Hier ein paar Vorschläge:
Tulipa fosteriana-Sorten: z.B. „Flaming Purissima” mit himbeerrosa ins weiße verlaufenden Blütenblättern, „Purissima“ oder „Orange Emperor“
Tulipa humilis: klein aber stark, gehen auch gut in Trockenbeeten
Tulipa tarda: kleine, weiße Wildtulpe mit gelber Mitte, wie ein kleines Spiegelei
Tulipa orphanidea Whittallii (Feuertulpe): stabile Wildtulpe in leuchtendem Orangerot
Tulipa Apeldoorn: verschiedene Sorten, alle in rot bis gelborange, starke Leuchtkraft, die stabilste aller Tulpen hierzulande
Lilienblütige Tulpen: z.B. „White Triumpator“, „Greenstar“ oder „Ballerina“
Tulipa viridiflora: mit grünen Streifen auf den Blütenblättern, blüht spät
Schön und langlebig: Tulipa fosteriana „Flaming Purissima“
Welche Zierlauche (Allium) sind empfehlenswert?
Meine persönlichen Favoriten sind:
Allium nigum: weiß, Mai, natürliches Aussehen durch Halbkugel
Allium christophii: metallisch-violette Blütenkugeln, Juni
Allium obliquum: robuste Wildart mit kleiner gelber Kugel, Juni, kann auch feuchte Böden ab
Allium sphaerocephalon: Wildart für trockene und eher magere Böden, violett, Juli, Insektenmagnet!
Allium senescens: rosa-pink, August, niedriges und schönes Laub, Insektenmagnet!
Allium aflatunense „Purple Sensation“
Wie pflege ich Blumenzwiebeln?
Sie haben den Ruf, kompliziert zu sein. Aber sind sie nicht. Wie oben schon erklärt: Sie brauchen zu ihrer kurzen Wachstums- und Blütezeit optimale Bedingungen und Nährstoffe, die sie in der Zwiebel einlagern. Pflanze sie also an die richtige Stelle. Je nach Zwiebelart und Boden kannst Du mit Dünger oder Kompost im zeitigen Frühjahr etwas nachhelfen.
Neben den Nährstoffen ist der Boden entscheidend. Fast alle Zwiebeln brauchen einen guten Wasserabzug. Denn wenn die Zwiebel in der Ruhezeit zu nass wird, dann fault sie. Das ist oft der Grund, weshalb Tulpen nicht wiederkommen. Also: Wenn Du schweren Boden hast, mach bei der Pflanzung eine Schippe Sand unter die Zwiebel, das hilft schonmal. Am Hang pflanzen ist auch sehr praktisch, da läuft das Wasser von alleine ab. Das war’s eigentlich schon.
In dem Buch von Ina und Sylvia (siehe unten) findest Du zu (fast) jeder Zwiebelart die richtigen Bodenverhältnisse – und sogar eine Liste mit möglichen Pflanzpartnern für das Beet. Da kann dann nichts mehr schief gehen.
Der zweitwichtigste Tipp ist der bequemste: Du solltest in Deinen Beeten nicht hacken oder gar umgraben. Abgesehen davon, dass das die Lebewesen im Boden stört und viele notwendige Mykorriza (also Bodenpilze) auf Nimmerwiedersehen verschwinden lässt, hindert es die Blumenzwiebeln daran, sich ungestört zu vermehren. Gärtnern für Faule also – ist doch prima!
Zweimal Blau: Scilla bifolia (links) und Scilla var. Chionodoxa (rechts)
Literatur
Dort findest Du auch Hinweise, wie Du mit den verschiedenen Gartenzonen umgehst und Deine robusten Beete danach planst – natürlich mit Blumenzwiebeln!
Das Buch ist erschienen 2022 im BLV-Verlag, einem Imprint des Gräfe und Unzer Verlags und kostet 22 Euro
Sylvia Knittel und Ina Timm: Robuste Traumbeete gestalten. Wie Sie mit Blumenzwiebeln Ihre Beete für das Klima wandeln BLV-Verlag, 22 Euro
Fotos: Sylvia Knittel
Bezugsquellen
Hier stellen wir Bezugsquellen vor mit den dazugehörigen Links. Die Liste ist keineswegs vollständig – wer noch etwas weiß, bitte bei uns melden, wir ergänzen gerne!
Gaissmayer
Großer Staudenhändler in Illertissen mit qualitativ sehr hochwertiger Ware und einer guten Auswahl. Vertrauenswürdig. Online-Shop ist einfach und übersichtlich mit tollen Erklärungen zu den Pflanzen http://www.pflanzenversand-gaissmayer.de
Blumenzwiebeln sind wunderbare Begleiter im Staudenbeet oder unter laubabwerfenden Bäumen. Sie sind nicht schwer zu pflegen und robust, wenn sie am richtigen Standort stehen. Zudem erfreuen sie bereits im Winter und Frühjahr mit einem Blütenmeer.
Wie pflanze ich Blumenzwiebeln?
Die Faustregel für das Pflanzen der Blumenzwiebeln lautet: Setze doppelt so tief wie die Zwiebel dick ist. Bei einer Tulpenzwiebel mit 3 cm Durchmesser muss das Loch also etwa 12 cm tief sein. Wenn Du kleine Zwiebeln hast, solltest Du mehrere in ein etwas breiteres Plfanzloch geben, damit sich schöne Grüppchen ergeben. Bei schwerem und undurchlässigem Boden hilft eine Schaufel Sand oder Splitt ins Pflanzloch unter die Zwiebel, denn sie haben gerne trockene Füße. Bei lockerem Boden oder am Hang musst Du nichts weiter tun. In unseren Vorträgen erfährst Du mehr über Pflanzplanung.
Ins frisch angelegt Beet geworfen für eine natürliche Verteilung – jetzt nur noch eingraben.
Wann pflanze ich Blumenzwiebeln?
Bei der Pflanzung von Blumenzwiebeln unterscheidet man zwischen denen, die im Fürhjahr blühen und denen, die im Sommer und Herbst blühen. Die Frühjahrsblüher setzt man im Herbst, also ab Oktober, nachdem der Boden etwas abgekühlt hat. Es kann bis zum Frost gepflanzt werden. Die Zwiebelpflanzen akklimatisieren sich über den Winter und legen zeitig im neuen Jahr los. Die Sommerblühenden setzst Du erst im Frühjahr, sie kommen auch meistens erst dann in den Verkauf.
Wie pflege ich Blumenzwiebeln?
Blumenzwiebeln brauchen den passenden Boden mit einem guten Wasserabzug. Für einen schönen Wuchs und eine üppige Blüte benötigen sie zur Wachstumszeit ausreichend Nährstoffe. Wenn der Boden mager und sandig ist, hilft eine Düngergabe oder Kompost zum Austrieb, also dann, wenn das erste Grün aus dem Boden spitzt. Wenn Du nährstoffreichen Lehmboden hast, brauchst Du nicht zu düngen. Auf Bodenbearbeitung wie Hacken oder Umgraben solltest Du in Beeten mit Blumenzwiebeln verzichten, denn sonst vermehren sich die Pflanzen nicht. Das ist Gärtnern für Faule! Unsere Blumenzwiebel-Spezialistinnen Sylvia Knittel und Ina Timm erklären Dir mehr zur Pflege.
Sind Blumenzwiebeln insektenfreundlich?
Ja, in jedem Fall! Zeitig im Frühjahr sind sie sogar unentbehrlich für allerlei Insekten, denn so früh im Jahr gibt es noch wenig andere blühende Nährpflanzen. Krokusse liefern zum Beispiel Nektar und Pollen, sind also richtig wertvoll und Du solltest mehr als nur eine Handvoll davon in Deinem Garten haben. Dasselbe gilt für Winterlinge, Scilla, Muscari (Traubenhyazinthen) und viele mehr. Auch Dahlien liefern im September noch wichtige späte Nahrung für Hummeln, Bienen und Schwebfliegen. In unseren Vorträgen erfährst Du mehr über insektenfreundliche Pflanzungen.